Premiere in Mannheim

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

An dieser Stelle möchte ich mich erst einmal bei allen entschuldigen, die mich heute vielleicht vergeblich in Schwetzingen auf dem Wochenmarkt gesucht haben.

 

Ich war selbst davon überzeugt, dass ich dort stehen werde. Dann erhielt ich quasi auf den letzten Drücker einen Anruf aus Mannheim und alles kommt jetzt irgendwie anders:

 

Geplant war, dass ich zunächst freitags in Mannheim auf dem Biomarkt Q6/Q7 stehen werde, ein hervorragender Platz mitten zwischen den beiden Gebäuden eines Einkaufszentrums. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Weil dies nunmal ein Einkaufszentrum ist, sind die Brandschutzauflagen - verständlicher Weise - extrem hoch. Ich dürfte meinen Wagen zwar dort hinstellen, dürfte aber nicht mehr als 10 l Benzin im Tank haben. Das ist ein bisschen mehr als "ein Göschel voll" und schier unmöglich einzuhalten.

 

Mit meinem Standplatz auf dem Biomarkt Q6/Q7 in Mannheim wird es also leider vorerst nichts, ...

... aber dafür stehe ich nun in den nächsten vier Wochen zunächst probeweise samstags auf dem Hauptmarkt von Mannheim!

 

Leider kam diese Entwicklung jedoch zu schnell und plötzlich, um euch noch ausreichend darüber zu informieren, denn die Zeit für die Vorbereitung war kurz und sehr aufregungsgeladen. Unglaublich: Ich rolle gerade mal seit drei Wochen und jetzt das!

 

Ich möchte andere Märkte hier nicht unangemessen klein bewerten, aber wer schon einmal in Mannheim auf dem Hauptmarkt war (wir waren das ja schon öfters zum Bummeln, immerhin wohnt einer unserer Leben direkt um die Ecke), kann meine Nervosität sicherlich verstehen: Habe ich alles? - In Wiesental ist es nicht schlimm, wenn ich etwas vergessen habe, ein kurzer Anruf und fünf Minuten später ist alles gut. Habe ich von allem genug dabei? - Nichts ist schlimmer als seinen Einstand auf einem Markt mit leeren Gefäßen zu geben. Krieg ich das überhaupt gewuppt? Wie werden mich die Menschen annehmen? Werden sie interessiert sein? - In Wiesental kennt man mich und kommt gerne auch mal nur zum Gucken, aber Mannheim ...

 

Schluck.

 

Um kurz vor 7.00 Uhr (das frühe Aufstehen macht mir ja im Moment eh nichts und heute schon mal dreimal nichts, weil ich sowieso kaum geschlafen habe) rolle ich also mit meinem Wagen auf den Markt. Bei der Fahrt fühle ich mich ehrlich gesagt ein bisschen wie in einem Raumschiff; alles ist irgendwie so ... unwirklich. Aber ein Blick in den Spiegel bestätigt, dass mir keine grünen Korkenzieherantennen aus den Ohren gewachsen sind,der Blick aus dem Fenster sieht eigentlich so aus wie immer und meine Standnachbarn begrüßen mich ... naja schon ein bisschen wie einen rosagetupften Marsmenschen, aber sehr nett!

 

Beim Aufbauen zittere ich zwar ein bisschen vor mich hin, aber langsam automatisieren sich die Handgriffe und mein Kopf spult das Programm ab: Transportsicherungen entfernen, Klappe auf, Kisten mit Seife und Gläsern auf der Theke nett anrichten, Gewürzgläser und Gummibärchen dazu, Präsentiergläser für die Artikel, die sich in den Eimern befinden, Wachstücher, Waage (im Moment noch immer mein größter Unsicherheitsfaktor) ... Es geht schon alles viel schneller als beim ersten Mal.

 

Es ist kaum zu glauben, wie viele Menschen schon morgens um 7.00 Uhr auf dem Markt einkaufen!

 

 

Natürlich ist mein Start ein bisschen zäh, aber damit habe ich gerechnet. Ich bin die Neue hier und man muss mich erst einmal beschnuppern. Aber mal Hand auf's Her: Mir geht es ja genauso, ich möchte auch erst einmal in Ruhe gucken. Allerdings bin ich schon ein bisschen überrascht, dass ich fast niemandem das Prinzip des unverpackten Einkaufens erklären muss. Die Meisten können mit dem Begriff gut etwas anfangen, ganz viele erzählen mir von ihren unverpackt-Läden zu Hause oder hier in Mannheim, ganz viele sind wirklich interessiert, haben aber gerade keinen Behälter dabei (wer geht auch schon mit 4 Tupper-Dosen zum Markt in der Erwartung, dass da ein unverpackt-Stand steht), brauchen gerade nichts (nach den vorweihnachtlichen Großeinkäufen durchaus verständlich), betrachten sich aber alles ganz genau und wenn von all denen, die mir versichern, am nächsten Samstag wiederzukommen, nur 10 % es tatsächlich tun, habe ich einen groooßen Schritt gemacht!

 

Dann kommt ein junger Mann, energiegeladen, dynamisch, den Korb voll mit Behältern und mir geht echt das Herz auf: Seine Freundin hat mich auf dem Weg zur Arbeit gesehen und er kommt ganz gezielt zum Einkaufen. Dabei ist er sehr überrascht, denn auf meiner Homepage habe doch gestanden, ich sei heute woanders. - Schluck! Echt jetzt?! Es gibt mindestens zwei Menschen in Mannheim, die meine Homepage verfolgen! Unglaublich!

 

Entgegen aller Befürchtungen läuft der Tag richtig gut. Ich verbringe, wie an meinen anderen Markttagen auch, ganz viel Zeit vor statt im Wagen, einfach, weil es so leichter ist, mit den Menschen zu sprechen, ich habe richtig gute Gespräche über die Themen Bionahrung, unverpackt und Müllvermeidung, merke, wo ich selbst noch ein bisschen mehr an meiner ganz persönlichen Schraube drehen kann ... Es ist einfach klasse!

 

Guuut, vor meinem Wagen bilden sich nun nicht gerade die Massen wie beim Weinstand schräg rechts oder Schlangen wie beim Putenspezialisten schräglinks gegenüber. Aber zweimal stehen immerhin zwei Kunden gleichzeitig vor meinem Wagen ... und den Rest mit Schlangen und Massen kriege ich auch noch hin!

 

Bei der Heimfahrt falle ich fast tot um, aber ich bin gerade total glücklich!